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Neues Training soll Leben retten

Am Feuerwehrhaus in Empelde steht jetzt die regionsweit erste Brandübungsanlage

Die Ortsfeuerwehr Empelde hat am Sonnabend mit einer spektakulären Vorführung die regionsweit erste Brandübungsanlage einer Freiwilligen Feuerwehr in Betrieb genommen. Vor rund 50 Ehrengästen absolvierten 15 Einsatzkräfte aus allen Ronnenberger Orten ihr erstes Training – bei Temperaturen von bis zu 900 Grad Celsius und umhüllt von lebensgefährlichen Flammen explodierender Rauchgase.

Von Ingo Rodriguez

Ein Ausbilder entzündet über eine Seitentür Holzpaletten. Später dringen von dort durch eine verschließbare Eisentür explodierende Rauchgase in den Container. Vor dem Training messen DRK-Helfer den Blutdruck der Einsatzkräfte. Empelde. Nach etwa 40 Minuten waren es vor allem die Ausbilder, die dringend eine Abkühlung nötig hatten. Sie hatten zuvor in einem umgebauten Überseecontainer direkt am Brandherd gesessen. Und immer wieder hatten sie aus einer Entfernung von etwa zwei Metern mit einer Stange die Eisentür zu lichterloh brennenden Holzpaletten geöffnet – in Sicherheitskleidung und mit Atemschutz.

Sinn der Übung: Die Einsatzkräfte sollen in der nach offiziellen Richtlinien gestalteten Brandübungsanlage die Besonderheiten von Rauchgasen erkennen lernen. „An den verschiedenen Qualmarten lassen sich Gefahren ablesen – an der Farbe und Konsistenz“, beschrieb Stadtfeuerwehrsprecher Harald Nülle den Zweck des nahezu echten Szenarios. Flash-over – so lautet der Fachbegriff für eine sogenannte Rauchgasdurchzündung. „Wenn bei einem Feuer unverbrannte heiße Gase mit Sauerstoff in Verbindung kommen, kann es zu einer explosionsartigen Zündung kommen“, sagte Nülle. Auch den Zuschauern – darunter hochrangige Feuerwehrfunktionäre sowie Mitglieder von Rat und Stadtverwaltung – wurde über Mikrofon die lebensgefährliche Situation erläutert. Aber selbst aus sicherer Entfernung war es bei einem Blick auf den zum Publikum geöffneten Container nicht zu übersehen: Tür zum Feuer auf, dichter Qualm und immer wieder mischten sich an der Containerdecke Stichflammen in den Rauch. „Der Beobachtungsraum ist tiefer gelegt als die Brandkammer, weil die Rauchgase sonst auf Kopfhöhe explodieren würden“, sagte Nülle. Er nannte weitere Erkenntnismöglichkeiten des neuen Trainings: Vertrauen in die Schutzausrüstung, taktische Schulung von Löschangriffen über Seitentüren. Die neue Anlage steht allen Einsatzabteilungen der Stadtfeuerwehr zur Verfügung. Möglich gemacht hat das der Förderverein der Feuerwehr Empelde – mithilfe von Materialspenden, Unterstützung von Firmen und etlichen ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Erst vor wenigen Monaten wurde der Betrieb von der Feuerwehrunfallkasse genehmigt – für eine freiwillige Feuerwehr regionsweit einzigartig. Sieben Einsatzkräfte aus Empelde haben für den Betrieb einen Ausbilder-Speziallehrgang besucht. Warum die Anlage künftig nur drei- bis viermal pro Jahr genutzt wird: „Zum Training gehören aufwendiger Unterricht, ein Gesundheitscheck sowie umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen“, sagte Nülle. Weshalb die Anlage Leben retten kann, hatte vor seinem Übungseinsatz Benthes stellvertretender Ortsbrandmeister Norbert Strootmann hervorgehoben: „In einem kleinen Ort gibt es selten große Feuer, die Übung ist praktische Erfahrung für einen Notfall.“

Calenberger Zeitung vom 08.06.2015

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